18-Jähriger Nachwuchsforscher lebt die Symbiose aus Laptop und Lederhose
Er ist Goaßlschnalzer, so nennt man in Bayern und Österreich die Tradition des lauten und schnellen Krachens mit einer Art Fuhrmannspeitsche, und arbeitet gleichzeitig am Quantencomputer: Der 18-jährige Sebastian Lew aus Würding, einem Ortsteil von Bad Füssing (Kreis Passau), begeistert mit seinen Erfindungen die Welt der Wissenschaft und mit seiner Heimatliebe seine Mitmenschen.
Bei „Jugend forscht“ räumt er reihenweise Preise ab. Sein Heimatlandkreis Passau ehrte den begabten Techniker, der sich in seiner Freizeit vor allem auch mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, mit dem „Nachwuchsförderpreis“. Für die Zukunft hat der junge Mann aber vor allem einen analogen Wunsch: „Ich wünsche mir, dass es bei uns zu Hause im Ort so schön bleibt, wie es ist.“
Sebastian Lew ist seit September 2012 Schüler am Wilhelm-Diess-Gymnasium in Pocking. Sein Physiklehrer Georg Scholler lernt ihn vor fünf Jahren als ruhigen, freundlichen und wissbegierigen Schüler kennen. 2015 entstand im sogenannten MINT-Pluskurs die Idee zur Teilnahme bei „Jugend forscht“. Sebastian entwickelte in mehr als 1.000 Arbeitsstunden einen 4D-Stuhl.
Dieser kann sich simultan zu einer Filmsequenz in alle Raumrichtungen drehen. Die entsprechende Steuerung hat der Technik-Fan selbstverständlich ebenfalls selbst programmiert. Mit diesem Projekt gelang dem damals 15-Jährigen bei seiner ersten „Jugend forscht“-Teilnahme ein Senkrechtstart. Er siegte beim Regional- und Landeswettbewerb und erhielt als Krönung der Erfolgsgeschichte beim Bundeswettbewerb einen Sonderpreis im Bereich Technik.
„Viel wichtiger als die Preisgelder waren ihm allerdings die neu geknüpften Kontakte mit anderen Jungforschern, aber auch mit Vertretern namhafter Firmen und Forschungseinrichtungen“, sagt sein Physiklehrer. Er sei selbst überrascht gewesen, mit welcher Selbstverständlichkeit und Souveränität Sebastian seine Erfindung interessierten Menschen aus aller Welt erklärte – und das auch auf Englisch.
„Aus dem ruhigen beinahe zurückhaltenden ‚Kind‘ wurde innerhalb eines Jahres ein kontaktfreudiger, aufgeschlossener Jungforscher, der es versteht, seine Ideen zu verwirklichen und einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren“, erinnert sich Georg Scholler. Auch in den folgenden Schuljahren nahm der Würdinger an verschiedenen Wettbewerben teil und konnte dabei immer große Erfolge verbuchen.
Seit Herbst 2019 Jahres besucht Sebastian einmal pro Woche die Technische Hochschule Deggendorf zum Frühstudium im Studiengang „Technische Physik“. Zu seinem 18. Geburtstag hat er sich selbst beschenkt – und seine eigene Firma gegründet. Sie heißt LB Automation UG und beschäftigt sich mit Technologien zur Automatisierung.
Der Landkreis Passau würdigte den Forschergeist und das Engagement des jungen Erfinders kürzlich mit dem Nachwuchsförderpreis beim Kulturpreis 2019. „Ich hab mich narrisch gefreut und bin sehr stolz, diese Auszeichnung erhalten zu haben“, sagt Sebastian über die Ehrung. Es bedeute ihm sehr viel, dass ihn gerade der Landkreis so gewürdigt habe. „Denn ich bin sehr heimatverbunden.“
Das bestätigt auch sein Physiklehrer, der auch die Laudatio auf Sebastian hielt: „Wer glaubt, er kann nur Physik, Informatik und Technik, der irrt gewaltig“, betonte der Pädagoge. Der 18-Jährige ist aktives Mitglied der Feuerwehr, engagiert sich beim Trachtenverein als Goaßlschnalzer und Schuhplattler und spielt seit einiger Zeit auch Steirische. „Und weil für ihn ein Sonntag ohne Gottesdienst kein richtiger Sonntag ist, gehört er auch zu den Oberministranten seiner Pfarrei. Die Heimat liegt ihm sehr am Herzen“, so der Laudator.
„Sebastian ist ein heimatverbundener, geerdeter, engagierter und beliebter junger Mann mit großen Ideen, Weitblick und Forscherdrang, von dem man erwarten kann, dass er auch in Zukunft durch besondere Leistungen hervortreten wird“, würdigte Scholler. Auch der Bürgermeister seiner Heimatgemeinde gratulierte: „Wir sind stolz darauf, einen so talentierten und engagierten jungen Mann in unserer Mitte zu wissen“, sagt der Bad Füssinger Rathauschef Alois Brundobler.
Für die nächsten Jahre hat Sebastian große Pläne: Nach dem Abitur will er an der Hochschule in Deggendorf Mechatronik studieren. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit einem Freund an einem Quantencomputer. „Aber das wird wohl eher ein sehr langfristiges Projekt“, sagt der Würdinger. Viel Zeit investiert er auch in sein „intelligentes Zuhause“.
Seine Idee: Eine Sprachsteuerung für das „Smart Home“ zu entwickeln, die auch lokal funktioniert; das heißt ohne Anschluss an das Internet und ohne dass Daten nach außen gelangen.
Die Steuerung ohne Cloud hat er bereits für das Fenster in seinem Zimmer installiert, dass er jetzt durch eine selbst programmierte App öffnen und schließen kann. Auch sein Fernseher soll künftig „lernen“ und Sebastian passende Programmvorschläge machen.
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