Aus der Szene der Medienkunst
Deutschlands einziges Spezialmuseum für deutsche Kunst im östlichen Europa feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Die Entwicklung des Regensburger Museums seitdem ist eine künstlerische Erfolgsgeschichte, die niemand vor mehr als fünf Jahrzehnten vorausahnte.
Gegründet als Ort der Erinnerung an die nach den beiden Weltkriegen vertriebenen deutschsprachigen Künstler aus dem Osten, ist das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg heute lebendige „Kunst-Klammer“ zwischen Ost und West.
Der Fall des „Eisernen Vorhangs“ markierte für das Forum den Aufbruch in eine neue Ära: Mit Frische, thematischen Konzepten und innovativen Kooperationsideen hat sich die „Ostdeutsche“ auch im 21. Jahrhundert einen festen Platz in der deutschen Kunstszene erobert.
Entstanden ist das Regensburger Kunstforum „Ostdeutsche Galerie“ nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Basis des Bundesvertriebenengesetzes. Kernaufgabe des Museums: das Kunsterbe und die kreative Substanz der ehemals deutsch geprägten Kulturräume im heutigen Mittel- und Südosteuropa bewahren und für das neue zusammengewachsene Europa erlebbar zu machen.
Vor gut einem halben Jahrhundert, am 16. November 1966, kamen Vertreter aller Bundesländer, des Freistaats Bayern, der Stadt Regensburg, des Adalbert Stifter Vereins, der Künstlergilde e.V. sowie weitere damalige Mitglieder des Stiftungsrates zusammen, um die Stiftung Ostdeutsche Galerie zu gründen. Die drei Hauptträger finanzieren das Kunstforum bis heute: 50 Prozent kommen dabei aus dem Etat der Kulturstaatsministerin bei der Bundeskanzlerin, 20 Prozent vom Freistaat Bayern und 30 Prozent von der Stadt Regensburg.
Die Galerie, die vor 50 Jahren, am 11. Juni 1970, öffnete und heute Ausstellungsstücke auf 2.500 Quadratmetern zeigt, geht auf eine Sammlung des Adalbert Stifter Vereins aus den 1950er Jahren zurück, die 600 böhmische Künstler umfasste. Einen weiteren beachtlichen Teil des Basisbestandes steuerte die Künstlergilde e.V. mit ihrer Sammlung von Kunst aus den ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im östlichen Europa bei.
Die seither auf 2.000 Gemälde und 500 Plastiken / Skulpturen sowie 30.000 graphische Blätter erweiterte Sammlung deckt Kunst zwischen etwa 1800 und der Gegenwart ab.
Mit ihren Werken ist eine Reihe von wichtigen Künstlerpersönlichkeiten vertreten wie Lovis Corinth und Käthe Kollwitz, Adolph von Menzel, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller oder Ludwig Meidner, Lyonel Feininger, Oskar Kokoschka sowie Alfred Kubin. Die Kunst nach 1945 wird in der Sammlung von bedeutenden Namen wie Gerhard Richter, Markus Lüpertz und Katharina Sieverding repräsentiert.
Seit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ hat das Kunstforum die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem östlichen Europa – zum Beispiel in Prag – weiter auf- und ausgebaut. „Das stärkt unser Gespür für die engen historischen und kulturellen Verflechtungen in der Mitte Europas und vertieft die europäische Integration“, lobte der ehemalige Bundes-Kulturstaatsminister Bernd Neumann einmal bei einem Besuch in Regensburg.
Auch die heutige Bundes-Kulturstaatsministerin Monika Grütters war bei einer Visite in Regensburg anlässlich der Kokoschka-Ausstellung voll des Lobes für die Einrichtung: „In der deutschen Museumslandschaft ist das Kunstforum Ostdeutsche Galerie die einzige Institution, die die Geschichte der modernen Kunst im 19. und 20. Jahrhundert speziell aus der Perspektive osteuropäischer Kulturräume unter historischem Einfluss deutscher Künstler beleuchtet“, sagte sie.
Grütters würdigte besonders, dass das Kunstforum Ostdeutsche Galerie aktuelle kreative Impulse von dort aufnehme und sie in Bezug zum Europa der Gegenwart und Zukunft setze. Das haben sich die Museumsverantwortlichen um Direktorin Agnes Tieze auch für die nächsten 50 Jahre vorgenommen.
Aktuell und noch bis Anfang September zeigt die Ostdeutsche Galerie unter dem Titel „Fernweh“ Kunst zum „Wegträumen“ vom Jugendstil bis zur zeitgenössischen Fotografie. Ab 3. Oktober bis 31. Januar 2021 stellt Peter Weibel in Regensburg aus.
Der langjährige Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe prägt seit Jahrzehnten als Künstler sowie als Theoretiker und Kurator die internationale Szene der Medienkunst.
Sein künstlerisches Schaffen umfasst Experimentalfilm, Computerkunst, Videokunst, Konzeptkunst und Performance. Die Ausstellung gibt einen Einblick in Weibels vielfältiges Lebenswerk, das oft visionären Charakter besitzt und sich kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Ereignissen auseinandersetzt.
Im Ausstellungsrundgang stehen solche Arbeiten im Mittelpunkt, in denen sich Weibel mit Kernfragen in Bezug auf Europa befasst. So verweist beispielsweise die Computer-Videoinstallation „Vertreibung der Vernunft“ von 1993 auf die erzwungene Emigration von Künstlern und Intellektuellen Österreichs zwischen 1933 und 1945.
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© Fotos: Anggun Tan, Unsplash (1), obx-news (1) / Quelle: obx-news