Ronzheimer: Wir befragen alle gleich hart
Paul Ronzheimer, Mitglied der „Bild“-Chefredaktion, kann in der Berichterstattung von „Bild“ im Vorfeld der Bundestagswahl keine mangelnde Ausgewogenheit erkennen.
„Politisch betrachtet könnte ich Ihnen vermutlich ebenso viele kritische Berichte über Armin Laschet zeigen wie über Olaf Scholz“, sagt Ronzheimer im Interview mit dem Medienmagazin „journalist“.
„So fair wie heute haben wir noch nie über beide Kanzlerkandidaten berichtet.“ Auch Annalena Baerbock werde „absolut gleichberechtigt“ behandelt. „Ganz egal, ob es um Laschet, Scholz oder Baerbock geht – wir befragen alle gleich hart“, so Ronzheimer im „journalist“.
Der 36-Jährige räumt aber im Interview ein, dass das in der Vergangenheit nicht immer der Fall war: „Verglichen mit früher gehen wir mit der SPD extrem fair um“, sagt Ronzheimer und verweist auf Gerhard Schröder.
„Kai Diekmann selbst hat mal eingeräumt, was wir mit dem in der Berichterstattung zur Agenda 2010 gemacht haben, ging gar nicht.“ Das Gleiche gelte für das Kanzlerduell gegen Edmund Stoiber, den „Bild“ im Anschluss als einziges Medium zum Sieger erklärt hatte.
Das komplette Interview mit Paul Ronzheimer lesen Sie in der aktuellen Oktober-Ausgabe des „journalist“, die nun erschien.
Ronzheimer: „Das ist allerdings lange her. Fragen Sie demgegenüber mal Olaf Scholz, ob er sich in unseren Interviews schlechter behandelt fühlt. Ich glaube nicht.“
Natürlich mache „Bild“ Fehler, „wie alle anderen auch“, so Ronzheimer. „Bei allem, was an ungerechtfertigter Kritik kommt, darf man sich daher nicht zu sehr in die innere Emigration begeben und gerechtfertigte Kritik nicht annehmen. Deshalb wird darüber besonders in den Redaktionskonferenzen sehr offen diskutiert.“
Es gebe diverse Runden, in denen vom Volontär bis zum Redakteur alle zugeschaltet werden können, um sich zu allem zu äußern. „Jeder, der mich anruft, bekommt eine Reaktion. Ich bin auch schon 13 Jahre hier und die Kommunikationskultur ist offener denn je.“
Der „journalist“ ist mit einer Druckauflage von 30.000 Exemplaren das größte und wichtigste Magazin für Journalist*innen in Deutschland. Herausgeber ist der Deutsche Journalisten-Verband.
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© Foto: journalist, Nikita Teryoshin